Der erste Tag stand ganz im Zeichen des Kreativ-Workshops „Ideen-Mining”, angeboten vom Transfer Center enaCom der Universität Bonn.
Kreativität ist eine relevante Kompetenz, von der Forschende sowie zukünftige Fach- und Führungskräfte branchenübergreifend profitieren. Im Arbeitsalltag kann eine starke thematische Fokussierung jedoch zu einem „professionellen Tunnelblick" führen. Beim sogenannten „Ideen Mining“ sammeln interdisziplinäre Teams auf unkonventionelle und innovative Weise Ideen. Sie widmen sich dabei in einem mehrphasigen Prozess z.B. einer konkreten Fragestellung oder Herausforderung aus dem (Forschungs)-alltag. Im Rahmen des Ideen-Minings werden eine Reihe ausgewählter Kreativtechniken unter professioneller Moderation angewendet, welche von gewohnten Denkmustern befreien, neue Sichtweisen öffnen und helfen gedankliche Blockaden zu durchbrechen ("get rid of the box"). Ziel des Workshops ist die Erarbeitung von initialen innovativen Lösungsvorschlägen zur Anwendung und Weiterentwicklung. Entwickelt wurde das Workshop-Konzept des Ideen-Minings von der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Universität Münster.
Dorothee Müssemeier (BIGS-DrugS-Koordinatorin) begrüßte alle Anwesenden und erklärt kurz den Sinn und Zweck eines Retreat. Die Vorstellungsrunde übernahmen Christina Quaim und Dr. Florentin Schmidt (Innovation Scouts, Transfer Center enaCom). Sie gestalteten diese Runde innovativ: Immer zwei TeilnehmerInnen stellten sich gegenseitig der Gruppe vor. Sie nutzen dazu die Infos, die sie in einem Kurzinterview von ihrem Gegenüber erhielten und, das war neu, präsentierten ihr Gegenüber gebastelt aus Legosteinen. Dann ordneten sie sich, schon in Hinblick auf das Thema des Workshops, einem der 17 Nachhaltigkeitsziele der WHO zu.
Im Rahmen des Retreat der BIGS DrugS beschäftigten sich die Teilnehmenden intensiv mit der Fragestellung „What strategies could improve the global accessibility and affordability of essential medicines?“. Diese hatte sich das Organisationsteam des Retreats (Felicitas Lauber, Troy Maziol und Clara Wollenhaupt) gemeinsam mit Christina Quaim und Dr. Florentin Schmidt im Vorfeld überlegt. Die beiden Innovation Scouts übernahmen die Moderation und Leitung des Workshops. In der inspirierenden Atmosphäre des Haus Altenberg sammelten die anwesenden DoktorandInnen mit Hilfe verschiedener Methoden zunächst ohne die konkrete Fragestellung zu kennen Inspirationen und Impulse für die spätere Entwicklung konkreter Ideen. Dabei lernten sie in wechselnden Teams die unterschiedlichen Kreativtechniken zu nutzen. Eine der angewendeten Kreativtechniken war z.B. die sogenannte Kopfstand-Methode. Dabei betrachteten die Promovierenden eine Fragestellung zunächst bewusst aus entgegengesetzter Sicht und suchten in einem zweiten Schritt Antworten, die dem Lösungsansatz widersprechen bzw. diesem entgegenwirken. Man glaubt es erst nicht, aber dieser entgegensetzte Blick erweitert den Blick auf die Fragstellung ungemein. Eine andere Methode bestand darin, spontane Assoziationen niederzuschreiben, die den Studierenden bei der Betrachtung von Fotos einfielen. Was für spannende Möglichkeiten um Ideen zu entwickeln! Vor der abschließenden Aufgabe, einem Lösungsansatz zur Verbesserung der globalen Versorgungslage mit Arzneimitteln zu entwickeln, informierte Clara Wollenhaupt über die derzeitige Versorgungslage und stellte den Teilnehmenden die zentrale Fragestellung des Ideen-Minings vor. Im Anschluss folgte zunächst eine weitere Kreativphase in der verschiedene Methoden zum Einsatz kamen. Die abschließend in kleinen Teams erarbeiteten Lösungsansätze wurde der gesamten Gruppe auf Postern präsentiert. Die generierten Ideen und Lösungsansätze können im Anschluss an ein Ideen-Mining dann als Inspirationen zur weiteren Entwicklung konkreter Konzepte genutzt werden.
Mitglieder der Universität Bonn, die sich für das Ideen-Mining interessieren und dieses selbst durchführen möchten, können sich gerne an das Transfer Center enaCom (enacom@verwaltung.uni-bonn.de) wenden.
Am zweiten Tag erwartete die DoktorandInnen ein spannender Vortrag von PD Dr. Martin Jübner (Institut für Rechtsmedizin, Universität Köln). Seine Expertise als forensischer Toxikologe ist immer dann gefragt, wenn zur Rekonstruktion eines Unfallhergangs eine Blutalkoholanalyse durchgeführt wird. Dabei stellt sich oft die Frage: Wurde der „Jägermeister „erst nach dem Unfall aus dem Handschuhfach geholt und im Schock schnell getrunken, oder war der Fahrer bereits alkoholisiert am Steuer? Herr Jübner veranschaulichte in seinem Vortrag „The hip flask defence - possibilities and limitations of congener analysis“, wie sich solche Fragen mit Hilfe der Begleitstoffanalytik klären lassen. Dabei zeigte er, dass verschiedene Alkoholsorten – aufgeschlüsselt in ihre einzelnen Bestandteile – in der Analyse jeweils unterschiedliche chemische Profile aufweisen. In Verbindung mit dem beschriebenen Tathergang lässt sich so rekonstruieren, was geschehen ist, und die Frage der Trunkenheit am Steuer kann geklärt werden.
Im Anschluss präsentierten die DoktorandInnen ihre Poster und diskutierten ihre bisherigen Forschungsergebnisse. Angeregt durch den gestrigen Workshop „Ideen-Mining“ fand die Poster-Präsentation draußen bei strahlendem Sonnenschein im Schatten des Altenberger Doms statt. Diesen Dom besuchten die DoktorandInnen zum Abschluss des Retreats. Die professionelle Domführung vermittelte ihnen Einblick, in Baukunst, Geschichte und die Orgel des Doms.
Das Retreat hat allen DoktorandInnen sehr gefallen. Sie verbrachten zwei interessante, abwechslungsreiche Tage in wunderschöner Umgebung. Sie schätzen zudem, dass sie niedrigschwellig zu anderen DoktorandInnen Kontakt knüpfen konnten.
AutorInnen: Felicitas Lauber, Florentin Schmidt, Dorothee Müssemeier